Unsere Gemeinde ist attraktiv und hier lässt es sich wunderbar leben. Aber das kommt nicht von ungefähr… und es soll ja mindestens so bleiben, wenn nicht sogar weiterentwickelt werden. Unsere Ansprüche steigen und müssen finanziert werden.
Die Gemeinde Eching ist in einer Wachstumsregion und profitiert von seinen Standortfaktoren: Autobahnanschluss, kurzer Weg zum Flughafen, Nähe zu München. Dadurch siedelt sich natürlich Gewerbe an. Nicht allen gefallen Gewerbegebiete, nicht jedem unser Gewerbegebiet, doch wir brauchen es! Der Gemeinderat hat sich in den vergangenen Perioden bewusst dafür entschieden. Warum? Der Gesetzgeber macht Vorgaben, z.B. dass die Kommunen die Kindertageseinrichtungen bereitstellen. Hier sind wir, auch Dank einer vorausschauenden Planung unseres derzeitigen Bürgermeisters, schon vorbereitet. Aber neben Krippe und Kindergarten werden die Kommunen zukünftig jedem Schulkind einen Hortplatz bereitstellen müssen. Das heißt, wir müssen unsere Infrastruktur, nicht nur im Kinderbereich, fortwährend anpassen.
Wir sind auch anspruchsvoll. So erwarten wir überall Stellplätze, bessere Straßen, attraktive Nahversorgung, eine zukunftsorientierte Digitalisierung und Breitbandausbau.
Das kommt nicht von alleine. Investitionen bedürfen Grundstücke, ausreichend Platz, die anschließende Instandhaltung ist zu berücksichtigen, die Finanzierung muss gesichert sein. Das kann die Gemeinde nicht, ohne darauf vorbereitet zu sein. In der Regel wird dies über das Steueraufkommen gewährleistet, die Gewerbesteuer hat hier einen essentiellen Anteil, wenn man sich nicht hoffnungslos verschulden will. Gewerbesteuer kommt hauptsächlich aus den Gewerbegebieten, deshalb sieht es jede Kommune gern, wenn sich Geschäftsleute ansiedeln. Und zusätzlich werden wohnortnahe Arbeitsplätze für die Gemeindebürger geschaffen.
Weitere Investitionen stehen an. Feuerwehrhaus, Bauhof, Kindergarten, Ortsmitte Viecht; Altersgerechtes Wohnen, Räumlichkeiten für Vereine, ein Bürgersaal? Man wird auch mal an ein neues Rathaus denken. Eine
lange Wunschliste. Die ersten sind sogar unabdingbar, manche schon in der Planung.
Als Überblick einige Zahlen: Allein für die drei erstgenannten Maßnahmen stehen derzeit 12–15 Mio. Euro im Raum. Im Haushaltsjahr 2018 waren insgesamt ca. 17 Mio. erforderlich. Davon allein ca. 10 Mio. im Verwaltungshaushalt, also feststehende Verpflichtungen nur für den laufenden Betrieb. Der Vermögenshaushalt mit ca. 7 Mio. beinhaltete 2018 keine größeren eigenständigen Investitionen, sondern nur bestehende Maßnahmen wie Erweiterung Breitbandausbau,
Grundstücksgeschäfte, Erschließungsmaßnahmen in Siedlungsgebieten, Gemeindeverbindung Berghofen-Viecht, Planungskosten, notwendige Beschaffungen für den Bauhof.
Zusätzliche größere Investitionen in Millionenhöhe sind daher anderweitig abzudecken, beispielsweise über Kredite. Aber auch diese müssen refinanziert werden, sowie wir auch derzeit die Schulden wieder zurückfahren.
So war Anfang des Jahrhunderts der Schuldenstand von ca. 1800,- Euro/Einwohner nach dem Schulhausbau sehr hoch, sank bis 2009 kontinuierlich auf verträgliche 360,- Euro/Einwohner, stieg anschließend durch Investitionen in Turnhalle und Kinderkrippe/-hort auf ca. 2000,- Euro/Einwohner in 2013 und wird seither kontinuierlich abgebaut (Ende 2018 ca. 1340,- Euro/Einwohner). Die Gewerbesteuer hingegen ist derzeit eher wieder rückläufig. Nach Einnahmen von ca.
2,8 Mio. in 2017 waren es 2018 lediglich 2,1 Mio. Für 2019 ist von einer ähnlichen Größenordnung auszugehen. Mit den geplanten notwendigen Maßnahmen ist wieder ein Anstieg der Schulden zu erwarten, wodurch Einnahmen zu generieren sind.
Natürlich wird sich der neue Gemeinderat grundsätzlich gemeinsam mit allen Bürgern überlegen müssen wohin die Entwicklung der Gemeinde und damit die Reise in Bezug auf Siedlungs- und Gewerbepolitik geht. Man wird irgendwann wieder vor die Frage gestellt werden, sofern konjunkturell die Nachfrage da ist, auch an eine Erweiterung von Gewerbeflächen zu denken. Die Frage ist vielleicht eher das „wie?“.
Ein geeigneter Standort, das Image des Standorts, schnelles Internet, der Verkehrsanschluss: das galt auch bislang. Zukünftig werden wir, aber auch die Unternehmen, auf umweltverträgliches und nachhaltiges Wirtschaften achten müssen, auch weil wir alle das vom Standort und den Produkten fordern. Dann wird es nicht ausreichen, nur
einen kleinen Blühstreifen anzulegen und zwei Bäume nach zu pflanzen. Auch hier ist über neue, nicht konventionelle Maßnahmen nachzudenken, die tatsächlich auch einen umfassenden Mehrwert haben. Der Standort ist von vornherein anders und gezielter zu überplanen; weit vor der Erschließung:
- Ist eine Busanbindung möglich? Eine Radweganbindung sollte selbstverständlich sein. Können Parkplätze multifunktional genutzt werden? Evtl. von verschiedenen Gewerbetreibenden gemeinsam? Auch für andere Veranstaltungen?
- Der Energiebereich ist zu betrachten. Können Wärme und Strom vor Ort selbst erzeugt und verbraucht werden? Möglichst in gemeinschaftlichen Anlagen?
- Auf die Vermeidung von Versiegelung ist zu achten und auf das Kleinklima Wert zu legen. Können Retentionsmulden an heißen Tagen gezielt für Abkühlung und Bewässerung genutzt werden? Können Gebäude statt rein funktional ausgeführt auch begrünt werden,um das Arbeitsklima zu verbessern? Wie gehen wir mit der Einbindung in die Umgebung und den vorhandenen Landschaftsstrukturen um?
- Die Wetterkapriolen nehmen zu; haben wir auch dagegen (z.B. Starkregenereignisse) Vorkehrungen getroffen?
- Auch der Artenschutz ist zu berücksichtigen mit entsprechendem, verträglichen, naturnahen Umfeld, das auch Nischen und Lebensräume für eine nicht immer auf- und ausgeräumte Natur bietet.
- Wird es eine streng funktional gewerbliche Nutzung? Was ist mit sonstigen, auch sozialen Aspekten? Schaffung von Aufenthaltsqualitäten?
- Überlegungen zu einem gezielten Flächenmanagement
All das ist es wert, gemeinsam darüber nachzudenken. Und dies ist sicher erst der Anfang. Dies wird einen größeren Aufwand, gerade in der Vorbereitung, mit sich ziehen. Die Planung und Konzeption ist hier das entscheidende. Aber es kann auch ein Gewinn für die Gemeinde und die Unternehmen sein, z.B. als Markenzeichen! Gesellschaftlicher Nutzen!
Dies alles kann ebenso für bestehende Gewerbegebiete in Betracht kommen. Schon um diese aufzuwerten. Oder um Flächen zu sparen. Oder bei abflauender Konjunktur wird man sich nicht über neue Gewerbegebiete Gedanken machen müssen, sondern versuchen, die bestehenden Standorte auszubauen, zu stärken und für die Zukunft zu rüsten.
Wir haben leistungsfähige und starke Unternehmen von einem Mitarbeiter bis zu fast 400. Auch für diese müssen die Standortbedingungen passen und gefördert werden.
Neben zusätzlichen Anforderungen (z.B.sind die bisherigen Wohnformen noch zeitgemäß?) können ähnliche Überlegungen übrigens auch in der Siedlungspolitik erfolgen. Die Ideen sind nicht alle neu. Die Ideen sind nicht nur ökologisch. Sie haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit. Aber Ideen schauen in die Zukunft und Ideen sind notwendig für eine lebenswerte Zukunft!